Die Bora

Die Bora (oder Bura)

Starkwind aus heiterem Himmel

Kroatien-Liebhaber kennen und fürchten sie: die Bora, die eiskalte Böen von den Berghängen jagt. So erkennen Sie die Anzeichen der Bora und verhalten sich richtig

Steckbrief

Art des Windes: katabatischer Wind (Fallwind)

Vorkommen:

Fast überall an der kroatischen Adria, besonders in der Bucht von Novigrad, Velebit-Kanal, Kvarner Bucht, Gewässer vor Šibenik und Split, Raum Makarska und Bucht von Žuljana. 

Jahreszeit: stärkste Ausprägung von Oktober bis Mai

Windstärken: im Schnitt 6 bis 7 Beaufort, sehr böig

Windrichtung: vorwiegend Nordost

Warnzeichen: Wolkenwand über Festlandgebirgen, klarer Tagesbeginn ohne Tauentwicklung

Die Bora ist tückisch: Leise schleicht sie sich heran, um auf einmal mit Gebrüll die Berge hinunterzu-stürzen. Ihre Böen peitschen die See auf, bis die Gischt die Sicht vernebelt. Ganze Berghänge schert sie kahl, hebt Anker aus dem Grund und lässt Segel zerreißen wie Papier.

Grund für dieses Wetterphänomen sind die verschiedenen Klimazonen über der Adria: Kalte Luftmas-sen aus dem europäischen Hinterland treffen auf die wärmere Luft über dem adriatischen Meer. Über die Gebirgshänge der kroatischen Küste stürzen die kalten Luftmassen wie Lawinen aufs Meer und können Windgeschwindigkeiten bis zwölf Beaufort erreichen: Hurrican-Stärke.

Zwei Wetterlagen können die Bora auslösen: Antizyklonare Bora oder Schönwetter-Bora tritt auf, wenn kalte Luftmassen unter Hochdruckeinfluss in die Adria transportiert werden. Bei zyklonaler oder Schlechtwetter-Bora gelangen die Luftmassen durch ein Mittelmeertief in die Adria. Sie geht mit heftigen Sturmböen, Regen oder Schnee einher.

Während die Bora in den Wintermonaten bis zu 14 Tage lang wehen kann, dauert sie im Sommer glücklicherweise oft nur wenige Stunden. Doch die haben es in sich: Wehe dem, der nicht rechtzei-tig gerefft oder keinen sicheren Liegeplatz angesteuert hat!


Woran man die Bora erkennt

Auf dem Barometer sieht man die Bora nicht nahen. Einige Anzeichen gibt es aber: Finden Sie mor-gens das Deck trocken und nicht feucht von Tau vor, sollten Sie die Wolken über den Bergen be-obachten. Wenn sich hier ein Wolkenband formt, ist Bora im Anmarsch. Dieses Wolkenband kann sich im Tagesverlauf wieder auflösen. Werden daraus hingegen kleine Wolkenfetzen nach unten herausgerissen, dann rollen bereits die ersten Böen die Berghänge hinunter. Bora-Böen peitschen das Wasser zu steilen, kurzen Wellen auf (Borawalze), das aufgewirbelte Salz sorgt für einen gräu-lich-dunstigen Schleier über dem Wasser. Bora-gefährdete Gebiete erkennt man im Übrigen an den kahlen Hängen der Inseln, die dem Festland zugewandt sind: Wo die Bora gewütet hat, wächst buchstäblich kein Gras mehr.


Was bei Bora zu tun ist

Viele Kroatien-Segler schätzen den Effekt der sommerlichen Bora, und im Westteil der Adria (Istri-en, Pula, Kornaten) kann sie tatsächlich für gute Segelbedingungen sorgen: Sonne, klare Sicht, schöner Wind.

Generell ist bei Bora-Wetterlage aber große Vorsicht geboten: Ihre harten Böen und die kurzen, ho-hen Wellen können nicht nur bei unerfahrenen Crews zu Stress, Angst oder Schäden führen. Nicht nur das Segeln, sondern auch die Ansteuerung wird durch den hohen Wellengang und die zum Teil verminderte Wassertiefe gefährlich. Daher lautet ein Ratschlag: Bora-Tage sind Hafentage. Im Schutz einer sicheren Marina oder Ankerbucht lässt sich die Boa am besten abwettern. Sollte die Bora Sie draußen oder an einem ungeschützten Anker-/Liegeplatz erwischen: Weg von der Küste! Denn die Bora stürzt unmittelbar am Fuß von Bergen auf das Wasser und erreicht dort ihre größte Stärke. Wenn Sie zum offenen Meer hin ablaufen, weht die Bora schwächer und gleichmäßiger.


Welche Häfen und Buchten sind vor Bora sicher?

Da die Bora am häufigsten aus Nordost weht, sind westlich oder südlich gelegene Buchten und Häfen häufig am besten geschützt. Eine pauschale Aussage lässt sich in dieser Frage aber nicht tref-fen. Sicher gehen Sie, wenn Sie eine Seekarte möglichst großen Maßstabs und ein aktuelles Küsten-handbuch zur Hand nehmen und sich die geographischen Gegebenheiten der jeweiligen Ankerbucht anschauen.


Wo bekomme ich einen aktuellen Wetterbericht?

Das kroatische meteorologische Institut stellt online einen deutschsprachigen Bericht für die Adria bereit: http://bit.ly/1DCYTvz

Wetterbericht per UKW

Rijeka Radio: Vrh Učka, Kanal 24, Position 45°17´N 014°12´E

Split Radio: Labištica, Kanal 21, Position 43°35´N 016°13´E,

Hum/Vis, Kanal 81, Position 43°01´N 016°07´E,

Celavac, Kanal 28, Position 44°16´N 015°47´E,

Sveti Mihovil, Kanal 07, Position 44°04´N 015°10´E,

Vidova Gora, Kanal 23, Position 43°17´N 016°37´E

Dubrovnik Radio: Dobra Voda, Kanal 07, Position 42°39´N 018°07´E,

Hum/Lastovo, Kanal 85, Position 42°45´N 016°52´E,

Uljenje, Kanal 04, Position 42°54´N 017°29´E

Sendezeiten (MESZ) der Navigational Warnings, im Anschluss daran der Wetterbericht: 08:25; 15:20; 23:20
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